Best Paper Award 2020 des Fraunhofer IMW

Wirtschaftliche Ökosysteme im Kontext datengetriebener Wertschöpfung

Zweiter Platz beim Best Paper Award des Fraunhofer IMW

Am 4. Februar 2021 wurden die Gewinnerinnen und Gewinner des Best Paper Award 2020 des Fraunhofer IMW gekürt. Den zweiten Platz belegte Alexander Arzt, Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt Data Mining und Wertschöpfung, mit seinem Paper »Business Ecosystems for Digital Servitization«. Das Paper hatte er bei der Spring Servitization Conference 2020 vorgestellt.

Lieber Herr Arzt, herzlichen Glückwunsch zum zweiten Platz beim Best Paper Award des Fraunhofer IMW. Worum geht es denn in Ihrem Paper?

Vielen Dank. Im Paper geht es um relevante Aspekte von Business Ecosystems, also wirtschaftlichen Ökosystemen, zur Realisierung digitaler Angebote. Der Begriff »Ökosystem« ist in den letzten Jahren im wirtschaftlichen Kontext sehr populär geworden. Häufig bleibt aber unklar, was genau damit gemeint ist. Im Paper habe ich daher die wissenschaftliche Literatur zu Ökosystemen systematisch analysiert und herausgearbeitet, welche unterschiedlichen Perspektiven und Beschreibungen es gibt.

Die Zusammenarbeit mit anderen Akteuren in Ökosystemen gewinnt im Zuge der zunehmend datengetriebenen Wertschöpfung für Unternehmen stark an Relevanz. Hierbei ist es insbesondere wichtig zu verstehen, wie Ökosysteme um digitale Plattformen herum beschaffen sind. Ziel des Papers war es, aus der Literatur bedeutende Aspekte zur Beschreibung und Ausgestaltung dieser Ökosysteme im Kontext von digitalen Angeboten zusammenzutragen und in Beziehung zu setzen.

Hierzu habe ich einen morphologischen Kasten* erstellt, der mögliche Ausprägungen maßgeblicher Elemente von Ökosystemen in fünf Dimensionen darstellt. Diese Dimensionen umfassen den Kontext des Ökosystems, die Beziehungen der beteiligten Akteure, die Rolle des Unternehmens innerhalb des Ökosystems, etablierte Steuerungsmechanismen und die Ökosystemdynamik. Der morphologische Kasten soll dabei helfen, Ökosysteme zu analysieren, zu beschreiben und spezifische Ökosystem-Typen zu identifizieren.

*Ein morphologischer Kasten kombiniert die unterschiedlichen Dimensionen einer Fragestellung, so dass sich neue Lösungen finden lassen.

 

Wie lässt es sich in den größeren Kontext des Projekts Data Mining und Wertschöpfung bzw. des Forschungsgebiets einordnen?

Das Paper ordnet sich in den noch relativ jungen Forschungsstrang »Digital Servitization« ein, der untersucht, wie Unternehmen mithilfe digitaler Technologien Dienstleistungen verbessern oder gänzlich neue digitale Angebote als Mischung aus Produkt-, Service- und Software-Elementen schaffen. Dazu zählen beispielsweise Applikationen zur Leistungs- und Effizienzsteigerung von Maschinen und Anlagen sowie Serviceverträge mit Verfügbarkeits- oder Leistungsgarantien, in die entsprechende datengetriebene Lösungen zur Optimierung von Serviceaktivitäten eingebettet sind.

Solche komplexen Angebote können meist nicht im Alleingang realisiert werden, sondern erfordern die Zusammenarbeit verschiedener Unternehmen. Hierbei spielen digitale Plattformen eine bedeutende Rolle, um Investitionen, Daten und Fähigkeiten (z. B. zur Softwareentwicklung und Datenanalyse) zu teilen und die gemeinsame Wertschöpfung in Ökosystemen zu organisieren. Dabei können Ökosysteme abhängig vom Ziel und von beteiligten Akteuren ganz unterschiedliche Merkmale aufweisen.

Das Paper und der darin entwickelte morphologische Kasten soll im Projekt Data Mining und Wertschöpfung weitergenutzt werden, um Ökosysteme im Kontext der datengetriebenen Wertschöpfung zu untersuchen, miteinander zu vergleichen und Muster zu identifizieren. Das heißt, wir wollen untersuchen, welche Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Merkmalen von Ökosystemen in der Praxis bestehen, um Handlungsempfehlungen für Unternehmen und Politik abzuleiten.

 

Haben Sie schon Pläne, wie sie das Preisgeld verwenden möchten?

Das Preisgeld möchte ich verwenden, um mich weiterzubilden im Bereich der Forschungsmethodik oder im Bereich datengetriebener Wertschöpfungsinnovationen. Hier bin ich gerade auf der Suche nach passenden Angeboten.

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Wissenschaftskolloquium

Die drei Initiatorinnen des Wissenschaftskolloquiums Dr. Juliane Welz, Anna Pohle und Marie-Luise Kanbach unterstützen mit dem Format die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Fraunhofer IMW bei ihren Promotionsvorhaben oder sonstigen Forschungsaktivitäten. Der regelmäßige Austausch im Kolloquium sorgt für Transparenz zu laufenden Publikationen und verbessert den Austausch untereinander. So können die Mitarbeitenden des Instituts aus den Erfahrungen ihrer Kolleginnen und Kollegen lernen. Der Best Paper Award schafft eine bessere Sichtbarkeit der Publikationen und belohnt herausragende wissenschaftliche Arbeiten. Das Preisgeld für die Gewinner-Paper, die von einem Gremium interner und externer Expertinnen und Experten ausgewählt werden, fließt in Weiterbildungen ein. 

 

Best Paper Award 2020 des Fraunhofer IMW

1. Platz

Dr. Karl Trela (Co-Autorin und -Autoren Dr. Yuri Campbell, Dr. Friedrich Dornbusch, Anna Pohle): »How to Find New Industry Partners for Public Research: A Classification Approach«

2. Platz

Alexander Arzt (Co-Autoren Dr. Sebastian Haugk, Prof. Dr. Heiko Gebauer): »Business Ecosystems for Digital Servitization«

3. Platz

Dr. Agnes Vosen (Co-Autorin Dr. Marija Radić): »Ethische, rechtliche und soziale Anforderungen an Assistenzroboter in der Pflege. Sicht des Führungspersonals in Kliniken und Pflegeeinrichtungen«

Best Paper Award des Fraunhofer IMW

»Business Ecosystems for Digital Servitization«

Wissenschaftskolloquium des Fraunhofer IMW

Bessere Sichtbarkeit der Forschungsaktivitäten